Zeit

Wie schnell ist ein Tag zu Ende, an dem nichts geschieht. Und wie lang ist ein erlebter Tag. Ein poetischer Augenblick birgt Ewigkeit.

 

Endlos sind die Kindersommertage und wie nichtgewesen die Jahre der Routine. Die Kriegsjahre leben fort bei jedem Bissen Brot, bei jedem friedlichen Erwachen. Die gelebte Zeit schreibt sich nicht im Kalender fest. Ein Geruch, eine Melodie, ein Bild im Vorübergehen, eine efeuüberwachsene Mauer holt sie in die Gegenwart zurück.

 

Wir denken in Zahlen und zählen die Stunden, die Tage, die Jahre und übersehen, was ist. Ein Augenblick, ein Wort, eine flüchtige Berührung, sie zählen nicht, aber sie sind’s.

 

Wenn ich gefragt werde: „Wie viel Zeit brauchen Sie für ein Porträt, für eine Zeichnung?“ sollte ich zurückfragen „Welche Zeit?“ Wieviel Zeit steckt in zehn Minuten?